Lesetagebuch zu "Aus dem Leben eines Taugenichts"
Von Robert Vater

ZUM AUTOR

Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff wurde am 10. März 1788 in Schlesien auf Schloss Lubowitz als Sohn eines preußischen Offiziers geboren. Seine Familie war eine alte, dem Katholizismus verbundene Adelsfamilie. Er wurde von Jesuiten erzogen, bis er 1801 in das Matthias-Gymnasium in Breslau eintrat. 1805 begann er ein juristisches und philosophisches Studium in Halle, das er 1807 in Heidelberg fortsetzte. Dort lernte er den jungen, romantischen Dichter Graf Löben kennen. Mit einer Bildungsreise nach Paris und Wien schloss er 1808 sein Studium ab und kehrte im Sommer nach Lubowitz zurück, um seinen Vater als "Ökonom" zu unterstützen. 1809 reiste Eichendorff nach Berlin, wo er die Bekanntschaft von C. Brentano und von Kleist machte. Ein Jahr später erfolgte der endgültige Abschied von Lubowitz, und er zog nach Wien, wo der Wiener Romantikerkreis entstand. 1811 fand Eichendorff engen Anschluss an die Familie Schlegel, nachdem er seine Referendarprüfung absolviert hatte. Er meldete sich 1813 zum freiwilligen Kriegsdienst und kämpfte als lützowscher Jäger im Befreiungskrieg. Nach dem Krieg heiratete er Luise von Larisch (geboren 1792), die ihm noch im selben Jahr seinen ersten Sohn, Hermann, gebar. Zwei Jahre später folgte seine Tochter Therese. 1819 bestand Eichendorff die große Staatsprüfung mit Auszeichnung und erhielt seine Berufung in das Kultusministerium nach Berlin. Gleichzeitig wurde sein zweiter Sohn Rudolph geboren. Seine Frau bekam noch zwei weitere Töchter, von denen die erste, Agnes (geboren 1821), aber nur ein Jahr und die zweite, Anna (geboren 1830), nur zwei Jahre lebte. 1837 schrieb er die Novelle "Das schloss Dürande". Als Folge eines Konfliktes mit dem Minister wurde Eichendorff 1844 pensioniert. Nach mehreren Umzügen und dem Tod seiner Gattin siedelte er schließlich 1855 nach Neisse um, wo er zwei Jahre später an einer Lungenentzündung starb.

 

INHALTSANGABE "AUS DEM LEBEN EINES TAUGENICHTS"

Die Novelle "Aus dem Leben eines Taugenichts" von Joseph von Eichendorff, der als volkstümlicher Romantiker gilt, ist 1826 erschienen. Sie handelt von einem jungen Mann, der Taugenichts genannt wird.
Dieser sucht die Ferne und landet alsbald auf einem Schloss, wo er sich bei Hofe in eine Frau verliebt, die er aber für unerreichbar hält. Deshalb setzt er seine Wanderung fort.
Als er jedoch Sehnsucht nach ihr hat, kehrt er wieder zum Schloss zurück. Sie gesteht ihm ihre Liebe und kurz darauf heiraten sie.

Ein Vater schickt seinen Sohn, den er Taugenichts nennt, in die weite Welt hinaus, da der Sohn zu Hause dem Vater die ganze Arbeit allein überlässt. Der Sohn nimmt seine Geige und verlässt sein Dorf, ohne ein Ziel vor Augen zu haben. Schon bald hält ein Reisewagen, in dem zwei Damen sitzen, neben ihm an, da die beiden Gefallen an seiner Musik finden. Sie nehmen ihn mit auf ihr Schloss, nahe Wien, wo er sofort als Gärtnerbursche eingestellt wird. Einige Tage darauf verliebt er sich in die jüngere der beiden Damen.
Von der Herrschaft wird er wegen seiner besonderen Meriten und seines guten Auftretens als Zolleinnehmer eingesetzt. Er beschließt, das Reisen aufzugeben und Geld zu sparen, um es zu etwas Großem zu bringen. Er freundet sich mit dem Portier des Schlosses an. Eines Tages sieht der Taugenichts seine "allerschönste Frau" mit einem Offizier auf einem Balkon. Daraufhin packt er seine Sachen und verlässt das Schloss, da sie ihm jetzt noch unerreichbarer vorkommt. Der Taugenichts wandert nach Italien. Auf dem Weg dorthin macht er Station in einem kleinen Dorf. Er sitzt vor einem Wirtshaus, vor dem plötzlich auch zwei Reiter auftauchen, die der Taugenichts für Räuber hält. Die beiden verlangen von ihm, dass er sie zum Dorf B. führen solle, woraufhin sie gemeinsam aufbrechen.
Als die beiden den Taugenichts morgens erkennen, geben sie sich als zwei Maler aus: Herr Leonard und Herr Guido. Die drei setzen ihre Reise nach Italien zusammen fort. Die Reisenden sind Tag und Nacht
unterwegs. Eines Tages übernachten sie in einem Wirtshaus. Als der Taugenichts seine Begleiter am nächsten Tag wecken will, findet er nur ein leeres Zimmer vor, in dem ein voller Geldbeutel liegt, der für den Taugenichts bestimmt ist. Bald darauf drängt der Postillon zur Weiterfahrt, und deshalb springt der Taugenichts allein in den Wagen. Die Fahrt geht weiter, bis sie ein Schloss erreichen, wo eine alte Frau und ein hagerer Mann den Jüngling empfangen.

Dort wird er nach einem reichen Mahl in ein prächtiges Zimmer geführt. Bei Hofe kann er ein Leben führen, "wie sich's ein Mensch nur immer in der Welt wünschen kann". Eines Tages erhält der Taugenichts einen Brief von seiner "allerschönsten Frau", die ihn bittet, dass er wieder zu ihr kommen solle, da sie ihn auch lieben würde und sie ohne ihn nicht mehr leben könne.
Der junge Mann ist überglücklich und will wieder nach Wien zurückkehren. Fluchtartig verlässt er das schloss und gelangt nach Rom. Als er durch die Straßen schreitet, denkt er auf einmal, die Stimme seiner "schönen Frau" zu hören. Er sieht eine weiße Gestalt in einem Haus. Da er sie aber nicht findet, schläft er im Freien ein. Am nächsten Morgen weckt ihn ein junger Landsmann. Er stellt sich als Maler vor und nimmt den Taugenichts mit in sein Haus, wo der dieser sich einige Bilder anschaut. Dabei entdeckt er zwei Gemälde, die ihm gefallen und fragt den Maler, ob er sie gemalt habe. Doch dieser antwortet ihm, dass sie von Leonardo da Vinci und Guido Rini gemalt worden seien. Da verkündet ihm der Taugenichts, dass er sie auch kenne, da er mit ihnen Tag und Nacht gereist sei. Der Jüngling erfährt von dem Maler, dass dieser die junge Frau schon gemalt habe, als diese nach Rom gekommen sei, um den Taugenichts, Leonard und Guido aufzusuchen. Voller Begeisterung rennt der Taugenichts hinaus, um durch die Stadt zu laufen. Er sucht das Haus, in dem er die weiß gekleidete Gestalt gesehen hat, doch er findet es nicht wieder. Später nimmt der Maler ihn mit zu einem Garten, in dem plötzlich auch ein laut streitendes Paar auftaucht. Es ist die Kammerjungfrau des Schlosses, auf dem auch seine "allerschönste Frau" wohnt. Die Kammerjungfrau steckt ihm einen Zettel zu, der eine Einladung zu einem Treffen mit der schönen jungen Gräfin enthält. Der Taugenichts sucht sofort das Haus auf und erblickt dort eine Gestalt im Mantel des Malers, den er vor kurzem kennengelernt hat. Mit lautem Geschrei läuft der Taugenichts auf diese Person zu, doch dabei verwickelt er sich in Blumen und fällt zu Boden. Als er zu der Person im weißen Gewand aufblickt, sieht er, dass es die Kammerjungfrau ist. Die "schöne gnädige Frau", mit der er das Rendezvous haben sollte, gesellt sich zu den beiden aber der Taugenichts erblickt statt seiner "Allerschönsten", eine mächtige, große und korpulente Dame, die ihn komisch anschaut und macht sich daraufhin auf die Reise nach Deutschland. Auf dem Rückweg begegnen ihm drei Prager Studenten, die sich, wie er, auf der Wanderschaft befinden. Ein Student erzählt ihm, dass sein Vetter Portier auf einem schloss unweit von Wien sei. Kurz darauf beschließen sie alle gemeinsam, dort hinzufahren. Aus den Gesprächen zwischen den Studenten erfährt der Taugenichts, dass es bei Hofe bald eine Hochzeit geben werde. Der Taugenichts bezieht diese auf seine "schöne Frau". Als sie nun endlich ankommen, rennt der Taugenichts sofort zum herrschaftlichen Garten, wo er die Stimme des Herrn Guido hört. Dort erblickt der Taugenichts die "schöne Frau", diese entdeckt ihn ebenfalls hoch erfreut.

Unerwartet sieht der Taugenichts auch den Herrn Leonardo, der die "schöne Frau" bei der Hand fasst und sie zu ihm führt.
Herr Leonardo erklärt dem Taugenichts die verworrene Geschichte: Er erzählt ihm, dass Herr Guido, Flora, seine Geliebte, sei. Sie habe sich als Herr Guido ausgegeben, da Floras Mutter am Anfang die Liebe zwischen ihr und ihm nicht gebilligt hatte, da noch ein anderer Herr um die Hand ihrer Tochter bat; deshalb flüchteten sie zusammen, verkleidet als Maler, nach Italien. Unterwegs sei man ihnen aber gefolgt. Dies sei auch der Grund gewesen, warum sie den Taugenichts alleine weiterreisen ließen.
Zum Schluss gesteht die "schöne Frau" dem Taugenichts, dass sie keine Gräfin sei, sondern die Nichte des Portiers; bald darauf heiraten sie.

 

CHARAKTERISIERUNG DES TAUGENICHTS

Vorname, Zuname, Geburtsort sowie Alter des Taugenichts werden dem Leser in der ganzen Novelle nicht mitgeteilt.

Man erfährt nur, dass sein Vater Müller ist und dass seine Mutter irgendwann gestorben ist.

Aber denkt man an die ursprüngliche Verwendung von "Taugenichts" = "Strauchdieb" etc, so erhält der Leser -quasi nebenbei- doch eine Reihe Informationen über ihn, die diesen sogenannten "Taugenichts" eigentlich recht "tauglich" erscheinen lassen. Der Verlauf der Geschichte wirkt auf mich wie eine Sympathiewerbung für den "Taugenichts".

Da wird von seinen guten Manieren gesprochen. Das Lied, "Den lieben Gott lass ich nur walten", signalisiert sein Verhältnis zum Glauben. Er kann die Frage nach Lesen, Schreiben und Rechnen mit Ja beantworten. Die ganze Novelle ist ein einziger Beweis dafür, wie gut er sich durch sein Leben singen und fiedeln kann.

Er kennt auch in sich den heimlichen, vielleicht verdrängten, vielleicht nie für realisierbar gehaltenen Wunsch nach "sesshafter Bürgerlichkeit": "... und fasste förmlich den Entschluss (hier erkennt man den Juristen Eichendorff), nunmehr alles Reisen zu lassen, auch Geld zu sparen wie die anderen, und es mit der Zeit gewiss zu etwas Großem in der Welt zu bringen."

Ein ganz normaler Traum, wenn sich wider alle Erwartungen Chancen auftun; aber auch kein Heilmittel gegen die eigene, innere Unstetigkeit und schon gar keine Versuchung, ein anderer zu werden. Denn -wieder unterwegs- wird der eigentliche "Taugenichts" gezeigt.

" Ich besann mich nicht lange, zog meine Geige aus der Tasche, und spielte schnell einen lustigen Ländler auf ... (bis) ... jeder nahm die Seine und eh' ichs mich versah, schwenkte sich das junge Bauernvolk tüchtig um mich herum..." Einer "brachte endlich ein kleines Silberstück heraus, das er mir in die Hand drückte. Mich ärgerte das, wenn ich gleich dazumal kein Geld in der Tasche hatte. Ich sagte ihm, er solle nur seine Pfennige behalten, ich spiele nur so aus Freude, weil ich wieder bei Menschen wäre."

Diese beiden Textstellen erscheinen mir geeignet und stellvertretend, die ganze Bandbreite des "taugenichtsschen Seelenlebens und Charakters" deutlich werden zu lassen.

Eigentlich ein ganz normaler und sympatischer "junger Bursche".

Ich weiß, man sagt, "Vergleiche hinken". Trotzdem drängt sich ein Vergleich auf, vor allem deswegen, wenn für Eichendorff vor dem Titel "Taugenichts" auch der Titel "Der neue Troubadour" denkbar war. Vielleicht würde Eichendorff seine Novelle heute "Der Aussteiger" genannt haben.

"Ich hatte recht meine heimliche Freud', als ich da alle meine alten Bekannten und Kameraden rechts und links, wie gestern und vorgestern und immerdar, zur Arbeit hinausziehen, graben und pflügen sah, während ich so in die freie Welt hinausstrich. Ich rief den armen Leuten nach allen Seiten recht stolz und zufrieden Adjes zu, aber es kümmerte sich eben keiner sehr darum. Mir war es wie ein ewiger Sonntag im Gemüte. Und als ich endlich ins freie Feld hinauskam, da nahm ich meine liebe Geige vor und spielte und sang..."

Und so wie heute der eine mit Neid in der Stimme vom Aussteiger spricht, klingt beim anderen Verachtung durch. In beiden Fällen muss nicht die Person gemeint sein, sondern die Einstellung, die Lebensphilosophie, der Mut für entsprechende Entscheidungen. So auch beim "Taugenichts". Heute könnte man sagen: Eichendorff benutzt den Taugenichts als Medium, um seinem Traum von einem alternativen Leben Ausdruck geben zu können. Und allen Ideologen der alten Tugenden, seinen möglichen Kritikern, könnte er entgegnen: Was wollt ihr denn? Ich nenne ihn doch selbst "Taugenichts".

Noch etwas erinnert mich an heute, lässt den "Taugenichts" verblüffend aktuell erscheinen.

"Jungen und Männer weinen nicht!" Noch gar nicht lange ist es her, da gehörte dies mit zur Erziehung. Nur im "Taugenichts" habe ich bisher soviel vom "Weinen" können, dürfen, wollen, müssen gelesen.

Ich denke, dass der Taugenichts ein sehr sensibler Mensch ist, der keineswegs immer nur glücklich und sorglos ist. Des öfteren muss der junge Mann Tränen vergießen: "... da konnt' ich mich nicht länger halten, ich warf mich in das Gras und weinte bitterlich."

Oft verfällt er auch in Selbstmitleid, z.B. wenn er sagt: "Mir ist's nirgends recht. Es ist, als wäre ich überall eben zu spät gekommen, als hätte die ganze Welt gar nicht auf mich gerechnet."

Oder: "... und allen ist's gleich, ob ich noch da bin, oder in der Fremde, oder gestorben."

Aber das Selbstmitleid ist vielleicht auch eine Art Sehnsucht nach Geborgenheit und Harmonie, die man sich wünscht, für die man aber auch selbst seinen Beitrag leisten muss.

Insgesamt erscheint mir der "Taugenichts" fast als eine prophetische Zeichnung eines heutigen Jugendlichen zwischen Werbung (schloss, schöne junge Frau) und Wirklichkeit (Nichte des Portiers). Aber kaum einer spricht auch das heutige Gefühlsleben so an wie Eichendorff: "Ich wickelte mich, gleich einem Igel, in die Stacheln meiner eigenen Gedanken zusammen (diese stechen auch nach innen). ...und so saß ich auf dem Baume droben, wie die Nachteule, in den Ruinen meines Glücks  die ganze Nacht hindurch.

 

SPRACHE, AUFBAU, STILISTISCHE MITTEL

Das Werk ist in zehn Kapitel unterteilt. Die Novelle wird aus der Ich-Perspektive erzählt. Auffällig sind auch die 14 Lieder, welche hin und wieder auftreten.
Die direkte Rede steht im Gegensatz zur Beschreibung von Gefühlen und Gedanken des Taugenichts, im Hintergrund. Auffällig ist auch, dass sich die Jahreszeit im Verlauf der Novelle nicht ändert. Es ist vermutlich Frühling, obwohl es an verschiedenen Stellen heißt "schöner Sommerabend" oder "prächtige klare Sommernacht". Doch der Ausdruck "blühendes Mailand weist auf den Mai hin. Außerdem berichtet der Taugenichts des öfteren von blühenden Pflanzen in der Natur, z.B. "blühende Gärten", was den Frühling symbolisieren würde.
In Eichendorffs Novelle treten verschiedene Satzstrukturen auf.
Auffällig sind die langen Sätze, in welchen sich Prädikate, Objekte oder Subjekte aneinander reihen. Der erste Satz der Novelle lautet: "Das Rad an meines Vaters Mühle braust und rauscht schon wieder recht lustig, der Schnee tröpfelte emsig vom Dache, die Sperlinge zwitschern und tummelten sich dazwischen; ich saß auf der Türschwelle und wischte mir den Schlaf aus den Augen, mir war so recht wohl in dem warmen Sonnenschein."

Hier sieht man sehr deutlich, wie Eichendorff mehrere Hauptsätze aneinander reiht.
Man kann sich als Leser sehr gut in Situationen hineinversetzen, da Eichendorff eine sehr bildhafte Beschreibung liefert. Die Natur wird sehr ausführlich beschrieben; bei der Beschreibung von Personen und deren Eigenschaften hält sich Eichendorff jedoch eher zurück.
Wenn er Menschen beschreibt, so werden diese sehr oft mit Tieren und Pflanzen aus der Natur verglichen. "Guido sang [...] wie eine Nachtigall." Oder: "Sie war wahrhaftig schön rot und dick und gar prächtig und hoffärtig anzusehen, wie eine Tulpine." Oder: "Ich wickelte mich, gleich einem Igel, in die Stacheln meiner eigenen Gedanken zusammen."
Es gibt in der gesamten Novelle 14 Lieder (ein Lied wiederholt sich). Die Lieder drücken die jeweilige Stimmung des Taugenichts aus, wie z.B. das Eingangslied, welches auch das kommende Geschehen vorausdeutet.
Das Schlusslied berichtet über die Zukunft und erläutert dem Leser das Vorgefallene.
Die Lieder sollen dem Leser offenbar die Träume der Ich-Person darstellen; nebenbei lockern sie auch noch das Geschehen auf.
Ich glaube, dass die Lieder sehr bedeutend sind, da der Autor einige Seiten in dieser Novelle für die Lieder beansprucht hat. Manchmal nimmt ein Lied sogar eine ganze Seite ein. Dies sind die Lieder:

Seite 6
Seite 9
Seite 14

Seite 27
Seite 40
Seite 45


Seite 45
Seite 56
Seite 66
Seite 83
Seite 93
Seite 95

Seite 97
Seite 98
"Wenn Gott will rechte Gunst erweisen"
"Wohin ich geh' und schaue"
"Wohin ich geh' und schaue"
(gleiches Lied, aber andere Strophe)
"Den lieben Gott lass ich nur walten"
"Fliegt der erste Morgenstrahl"
"Schweigt des Menschen laute Lust"
(Italien)
"Wenn der Hoppevogel schreit"
"Wer in die Fremde will wandern"
"Wenn ich ein Vöglein wär'"
"Die treuen Berg' stehn' auf der Wacht"
"Nach Süden nun sich lenken"
"Schweigt des Menschen laute Lust"
(schlossgarten)
"Wir bringen Dir den Jungfernkranz"
"Darum bin ich Dir gewogen

Mit dem Lied "Schweigt des Menschen laute Lust" habe ich mich ein wenig genauer befasst und mir ein paar Gedanken gemacht, da es das einzige Lied ist, das zweimal in der Novelle vorkommt.
Beide Male wurde es von Herrn Guido, der sich später als Fräulein Flora entpuppt, gesungen. Das Lied lautet:

Schweigt des Menschen laute Lust:
Rauscht die Erde wie in Träumen
Wunderbar mit allen Bäumen
Was dem Herzen kaum bewusst,
Alte Zeiten, linde Trauer,
Und es schweifen leise Schauer
Wetterleuchtend durch die Brust

Das Lied besteht aus sieben Versen. Der erste Vers reimt sich mit dem vierten und siebten Vers. Der erste und der vierte, sowie der vierte und der siebte Vers umschließt einen Paarreim. Das Reimschema lautet: a,b,b,a,c,c,a.
Auffällig ist, dass alle Verse (außer dem vierten) mit einem Nomen enden (Lust, Träume, Bäume, Trauer, Schauer und Brust).
Dieses Lied wurde einmal in Italien und einmal im Schlossgarten gesungen.

 

INTERPRETATION

Ich möchte mich bei der Interpretation (zunächst) mit der Frage befassen, warum die Hauptperson der Novelle Taugenichts genannt wird, und ob dieser tatsächlich einer ist. Am Anfang der Novelle kann man es verstehen, wenn der Vater zu seinem Sohn sagt: "Du Taugenichts! Da sonnst du dich schon wieder und dehnst und reckst dir die Knochen müde, und lässt mich alle Arbeit allein tun."

Er nennt ihn nur so, weil er arbeitsfaul ist und sich gegen das spießige Bürgertum wendet.

Würde er, wie jeder andere Philister sein Alltagsleben führen, indem er den ganzen Tag arbeitet, würde ihn niemand mehr als "Taugenichts" bezeichnen.

Der Begriff "Taugenichts" ergibt folglich nur aus der Sicht der Philister einen Sinn. Als Philister werden ängstliche Kleinbürger mit einer engen Lebensauffassung bezeichnet; im Gegensatz zum Taugenichts, der phantasievoll und abenteuerlustig ist. Nachdem der Taugenichts sein Dorf verlassen hat, kommt er sogar in Versuchung, sein Leben total umzustellen, indem er sich in ein Amt einarbeitet. (Ihm "droht" Philister zu werden)

Doch schon nach kurzer Zeit gibt er die Berufe auf und setzt seine Wanderung fort, die er in Bezug auf seine Zukunft erfolgreich beendet. (... und wählt die Freiheit)

Man könnte ihn auch als einen Glückspilz bezeichnen, der etwas aus seinem Leben gemacht hat, ohne eine Laufbahn zu planen.

 

PERSÖNLICHE MEINUNG

Es hat mir großen Spaß gemacht, die Novelle "Aus dem Leben eines Taugenichts" zu lesen. Ich finde es sehr gut, dass Eichendorff dieses Buch in Kapitel eingeteilt hat, da man in diesem Falle eher motiviert ist, noch ein paar Seiten zu lesen, um zum Beispiel das Kapitel abzuschließen.
Dieses Buch ist meiner Ansicht nach als Schullektüre besser geeignet als zum Beispiel "Das schloss Dürande", da in Eichendorffs Novelle "Aus dem Leben eines Taugenichts" ein Spannungsbogen aufgebaut wird; besonders in den letzten drei Kapiteln.
Ich wusste durch die ganze Geschichte hindurch nicht, ob sie ein gutes Ende nehmen würde oder nicht.
Aufgrund dessen wurde eine riesige Spannung aufgebaut, die mich dazu zwang, auch Nachts noch ein bis zwei Kapitel weiter zu lesen. Durch die ausführliche Beschreibung der Natur konnte man sich sehr leicht in die Szenen hineinversetzen.



QUELLENANGABE

1.) Leiser, Peter und Thunich, Martin, Analysen und Reflexionen, Aus dem Leben eines Taugenichts von Joseph von Eichendorff, Beyer Verlag, 54, 1985

2.) Hanß, Karl, Joseph von Eichendorff, Das Marmorbild, Aus dem Leben eines Taugenichts. - 1. Auflage - Oldenburg

3.) Bereits erwähntes LexiRom aus dem Meyers Lexikonverlag


Robert Vater

 12 Punkte (Leistungskurs Deutsch | Jahrgangsstufe 12 II)
© by Robert Vater, 1998
Korrigiert von: Frau Muras