Ausarbeitung zum Thema "Teilchenbeschleuniger"

Von Robert Vater


Teilchenbeschleuniger sind Anlagen zum Beschleunigen von geladenen Elementarteilchen oder Ionen auf hohe Geschwindigkeiten. Teilchenbeschleuniger zählen zu den größten und teuersten in der Physik verwendeten Vorrichtungen. Sie bestehen im Wesentlichen aus drei Teilen: einer Quelle zur Freisetzung von Elementarteilchen oder Ionen, einer weitgehend evakuierten röhrenförmigen Bahn, in der sich die Teilchen frei bewegen können, und einer Einheit zum Beschleunigen der Teilchen.


Den einfachsten Teilchenbeschleuniger kennt (fast) jeder und die meisten haben ihn auch zu Hause: eine Braunsche Röhre, die in jedem Fernseher als Bildröhre vorhanden ist. In einer Braunschen Röhre werden aus einem Glühdraht austretende Elektronen in einem elektrischen Feld beschleunigt. Diese treffen auf einen Leuchtschirm und bilden dort einen Leuchtpunkt. Zur Erweiterung zum Fernseher bedarf es einiger Ablenkeinrichtungen, um den Strahl auf bestimmte Punkte auf dem Leuchtschirm zu fokussieren.

Natürlich erhalten die Elektronen in einer Fernsehröhre nicht die Energie, die wir benötigen um damit Teilchenphysik zu betreiben. Es ist jedoch ein gutes Beispiel, um den Energiegewinn eines geladenen Teilchens in einem elektrischen Feld zu zeigen. Dabei gilt: Beim Durchlauf einer Spannungsenergie von U = 1000 V gewinnt ein Elektron die Energie:  E= 1 e . 1000 V = 1000 eV = 1 keV


Das erste, zum Beschleunigen von Teilchen gebaute Gerät, war der sogenannte Linearbeschleuniger (Ende der 20er Jahre). Er dient den Physikern dazu subatomare Teilchen zu erforschen. Diese wurden mit den nahezu auf Lichtgeschwindigkeit beschleunigten Teilchen beschossen. Als "Geschosse" eignen sich aufgrund ihrer kleinen Größe und ihrer Ladung Elektronen und Ionen. Beim Linearbeschleuniger werden diese Teilchen mit Hilfe von Wechselspannungen auf einer geraden Bahn vorangetrieben. Für niedrige Energien nutzt man elektrostatische Felder, bei höheren Energien benutzt man frequente elektrische Wechselfelder zum Beschleunigen. Die Teilchen passieren beim Durchgang durch den Beschleuniger eine Reihe röhrenförmig gebauter und hintereinander stehender Elektroden. Die Frequenz der Wechselspannung wird so eingestellt, daß ein Teilchen immer dann nach vorne beschleunigt wird, wenn es die Lücke zwischen zwei Elektroden passiert. Durch dieses andauernde Beschleunigen wird in die selbe Richtung wird die Energie stufenweise erhöht. Theoretisch kann man mit einem Linearbeschleuniger Teilchen auf ein beliebiges Energieniveau bringen. Mit einer Länge von 3,2 Kilometern zählt der Linearbeschleuniger an der Stanford University (Kalifornien) zu den größten der Welt. Hier können Elektronen auf Energien von bis zu 50 Gigaelektronenvolt (50 Milliarden Elektronenvolt) gebracht werden.

 

 

Neben dem Linearbeschleuniger gibt es noch die Zirkularbeschleuniger. Bei diesen Kreisbeschleunigern werden die beschleunigten Teilchen auf kreisartige Bahnen geführt und können auf diese Weise ein oder mehrere elektrische Felder fast beliebig oft durchlaufen. Bei den Kreisbeschleunigern unterscheidet man drei verschiedene Arten. Da wäre zum einen das von amerikanischen Physiker Ernest O. Lawrence entwickelte Zyklotron. Lawrence erhielt 1939 für diese Entwicklung auch den Physik-Nobelpreis. Das Zyklotron ähnelt vom Arbeitsprinzip her einem Linearbeschleuniger. Die Bahn, auf der sich die Teilchen bewegen sind jedoch entweder kreisförmig oder zu einer Spirale geformt.

Mit Hilfe eines Elektromagneten erzeugt man ein Magnetfeld, welches senkrecht zu den Flugbahnen der Teilchen verläuft. Dadurch werden die Teilchen auf der gekrümmten Bahn gehalten. Zwischen den Polschuhen des Magneten liegt die Vakuumkammer, in der die Beschleunigung stattfindet. Dort befinden sich zwei halbkreisförmige Elektroden, die sogenannten Duanten. Sie sehen im Querschnitt wie der Buchstabe D aus und werden deshalb auch D's (oder Dees) genannt. Sie sind mit der geraden Linie aneinandergesetzt: d  D.  Bei jedem durchfließen der Lücken zwischen den Dees werden sie beschleunigt. Während die Teilchen mehr und mehr Energie aufnehmen wird zwangsläufig auch der Durchmesser der spiralförmigen Bahn immer weiter. Schließlich gelangen sie an den Rand des Beschleunigers und verlassen ihn.

Die Beschleunigung der Teilchen wird durch die Lichtgeschwindigkeit begrenzt. Je näher die Geschwindigkeit der Teilchen an die der Lichtgeschwindigkeit heran kommt, desto drastischer nimmt ihre Masse zu. Nach Einsteins Relativitätstheorie wäre die Masse eines Teilchens bei Lichtgeschwindigkeit unendlich groß. In den ersten Zyklotronen kamen die Beschleunigungsstöße in der Lücke der Dees zum jeweils zum falschen Zeitpunkt. Im Zusammenhang mit diesem Problem entwickelten der russische Physiker Wladimir Weksler und der amerikanische Physiker Edwin MC Millan das sogenannte Synchrozyklotron.

Dieses Synchrozyklotron arbeitet nach einem frequenzmodulierten Prinzip.

 

 

Durch das automatische Steuern der Generatoren für die Radiofrequenz zum Beschleunigen der Teilchen kamen die Beschleunigungsstöße jeweils im richtigen Takt. Den Frequenztakt verlangsamt man in dem Maß, in dem die Masse der Teilchen zunimmt. Für höhere maximalen Energien muss logischerweise das Synchrozyklotron auch größer werden, denn die Radien der Teilchen nehmen ja mit höherer Energie zu. Mit einem Durchmesser von sechs Metern zählt das Phasotron in Russland zu den größten Synchrozyklotronen der Welt. Es beschleunigt Protonen auf mehr als 700 MeV. Seine Magneten wiegen fast 7.000 Tonnen.
Im derzeit leistungsstärksten Zyklotron in der Universität von Michigan (USA) erreichen die Atomkerne etwa 8 Gigaelektronenvolt.
Anhand der folgenden Abbildung kann man den Wechsel von Beschleunigung und Lenkung der Ionen im Zyklotron erkennen:

 

 

Neben dem eben beschriebenen Zyklotron gibt es bei den Teilchenbeschleunigern noch das sogenannte Betatron. Das Betatron wurde dazu entwickelt, um auch Elektronen stark beschleunigen zu können. Da die Masse der Elektronen beim Beschleunigen schon bei relativ geringen Energien drastisch ansteigt musste etwas anderes gefunden werden als das Zyklotron. Bei einer Energie von einem MeV hat eine Elektron bereits eine dreimal so große Masse wie ein ruhendes Elektron. Das Betatron besteht aus einer Vakuumkammer, die aus zwei Hälften einer abgeflachten Kugel zusammengesetzt ist und sich zwischen den Polen eines Magneten befindet. Die Elektronen werden auch hier durch ein Magnetfeld (Führungsfeld) auf ihrer Kreisbahn gehalten. Dieser Elektromagnet wird mit Wechselstrom betrieben. Die Elektronen werden durch die Kräfte, die von den Änderungen des magnetischen Flusses entlang der Kreisbahn herrühren, beschleunigt. Führungsfeld und magnetischer Fluss werden dabei so variiert, dass der Radius der Elektronenbahnen immer gleich bleibt.

 

 

Kaum anders arbeitet das Synchrotron, hierbei werden die Teilchen jedoch vor dem Eintritt in den Kreisring schon auf Energien von einigen Millionen Elektronenvolt gebracht. Innerhalb des Kreisringes werden sie dann an einem oder an mehreren Punkten bei jedem Umlauf weiter beschleunigt. Um sie bei dieser Beschleunigung auf der Kreisbahn zu halten muß das Magnetfeld entsprechend ihrer Energiezunahme verstärkt werden. Schon nach wenigen Sekunden treten die mit Energien von über einem Gigaelektronenvolt geladenen Teilchen aus. Man kann sie entweder direkt bei Experimenten verwenden oder man beschießt mit ihnen Substanzen, aus denen sie bestimmte Elementarteilchen herausschlagen können. Beschleuniger, die nach dem Prinzip des Synchrotrons arbeiten kann man sowohl für Protonen als auch für Elektronen verwenden. Die größten Anlagen dieses Typs sind allerdings Protonenbeschleuniger.

Teilchenbeschleuniger finden jedoch nicht nur in der Physik Anwendung, sondern auch in der Medizin. 1997/98 kooperierten physikalische und medizinische Forschungslabore bei der Nutzung der von Teilchenbeschleunigern erzeugten Synchronstrahlung insbesondere bei der Behandlung von Krebskranken. Die Bestrahlung mit Hilfe schwerer Ionen hat den Vorteil, daß dabei kein gesundes Gewebe zerstört wird. Da schwere Ionen sehr tief in Gewebe eindringen können und ihr Strahl sich mit zunehmender Tiefe intensiviert wird nur der Tumor nicht aber gesundes Gewebe zerstört. Einziger Nachteil dieser Art der Behandlung sind die immens hohen Kosten, die etwa um die 30.000,- DM liegen.

Mit Hilfe der Neutronen-Strahlen können sogenannte Oberflächentumore behandelt werden.

Die Protonen-Bestrahlung wird zur Behandlung von Augentumoren eingesetzt; ist jedoch für jeden schnell wachsenden Tumor einsetzbar. Die Kosten für eine Behandlung liegen bei etwa 20.000,- DM.

Und das alles nur um herauszufinden, was die Welt im innersten zusammenhält...


Ich habe keine Note auf diese Ausarbeitung bekommen (Physik GK | Jahrgangsstufe 12/II)
© by Robert Vater, 1999
Layout by Robert Vater, 2000
Korrigiert von: [Herr Schotte]